Freitag, 11. November 2016

In eigener Sache: Essen wird total über...äh...unterbewertet.

Hä?
Ja genau. Ich weiss selber noch nicht, wohin dieser Text führen wird, aber irgendwas will raus, und dafür eignet sich ja ein Web-Logbuch hervorragend, n´est-ce pas?
Jüngst verfolgte ich überrascht, aber auch durchaus schockiert, wie sich der Blogbeitrag einer mir bekannten, und sehr geschätzten Bloggerin in Millisekunden zum Kampf zwischen zwei Ernährungs-Lagern auswuchs. Und zwar derart, dass ich schon dachte, die Klingonen wären aus Kronos aufgebrochen, um in Mittelerde den Orks das Kriegsbeil an die ledrige Stirn zu werfen.
Sind denn alle verrückt geworden?
Seit wann hat denn Nahrung diesen Stellenwert bekommen?
Wir definieren uns über das, was wir essen, als ginge es nicht um eine Notwendigkeit, sondern um eine Religion. Und viele Mitwirkende treten als Ernährungs-Fundamentalisten auf. Wer ein bisschen umsichtig ist, hat mitbekommen, dass der Fleischkonsum einen schlimmen Tribut fordern kann.
Massentierhaltung mit all ihren abscheulichen Begleitern wie Umweltverschmutzung in Form von Gas und Gülle, Ausbeutung der Drittwelt-und Schwellenländer, die Liste ist fast endlos, und das Leid der eingepferchten, dahinsiechenden Viecher ist ein Verbrechen an der Schöpfung.
Seit wann haben denn Tiere diesen Stellenwert erhalten?
Haben wir noch alle Nadeln am Baum? Hackfleich zu 2.99€ das Kilo? Wie soll das denn funktionieren können? Jeden Tag Fleisch? Wozu?
Okay, zurück zum Blogbeitrag der Mit-Bloggerin. Da wurde ein leckeres Huhn präsentiert, es war vom Bio-Bauern in ihrer Nachbarschaft. Und eigentlich sollte damit die Geschichte fertig erzählt sein. Jetzt siehts dem Einen zu trocken aus, dem Anderen überhaupt nicht, es wird ein bisschen über die Kombination diskutiert....und dann gehts direkt los. Ein gutes Dutzend Veganer nimmt Anlauf und spricht , nein, leider nicht klingonisch, denn dann hätte man den Quatsch nicht verstehen können, sondern spricht sein Urteil.
Klingonisch wäre ein Segen gewesen. Denn eine Diskussion, oder eine Anregung gar selber über Veganismus nachzudenken, kommt bestimmt bei Carnivoren nicht auf, wenn auf unterstem Stammtisch Niveau einfach nur über jeden Kommentar hinweggerotzt wird.
Ja, ein Tier wurde getötet, zubereitet und *huch* gegessen. Und wenn das nicht das täglich passiert, sondern eben, wenn der Bauer schlachet, dann ist das für einen Omnivoren ein gute Sache und schadet der Umwelt kein bisschen. Und dem Bauern auch nicht. Dem Huhn schon, hoffen wir, es hatte zuvor ein nettes Hühnerleben mit Würmer picken, fortpflanzen und Eierlegen.
Denn ein gut gehaltener Hof mit einer Vielfalt an Tieren ist das Beste, was den Äckern passieren kann. Grasland und Weidetier gehören nach Mitteleuropa. Wenn wir nur noch Getreide anbauten und allesamt Veganer würden, würde der Planet auch abkippen. Das ist nämlich nicht realisierbar. Vegan ist nicht gleich nachhaltig.
Das soll aber keineswegs heissen, dass der Fleischkonsum nicht unbedingt reduziert werden muss, das muss er nämlich, und zwar pronto! Was da mit den Tieren passiert, und unser Umgang mit Lebensmitteln geht gar nicht!
Falls jetzt wieder gedanklich die"TeuerEierMilchHonigKäseFleischkannichmirnichtleisten" Karte gezogen wird: Ich schmetter Euch ein: Glaub ich nicht! entgegen. Niemand muss jeden Tag ein Wurstbrot essen plus Frühstücks-Ei plus 3x Milchkaffee plus Fleischpflänzle am Abend, belegt mit Käse. Wer sich ein bisschen an das saisonale Angebot hält, sich Zeit nimmt zum Einkaufen, der gut kochen kann...der kommt auch mit schmalem Geldbeutel klar. Es mag Ausnahmen geben. Die würde der Planet dann auch verkraften müssen.
Wie oft aber höre ich dieses Argument von Leuten, die ohne zu Zögern eine Schachtel Zigaretten am Tag rauchen und sich wochenends in den Clubs die Longdrinks für 10€ aufwärts schmecken lassen.
Kartoffeln sind übrigens lecker, vielfältig, günstig und "von hier". Nur mal so.
Worauf will ich hinaus....oder gibts hier ein Fazit.....? Jein.
Ich hab keins. Weil ich selber für mich einfach versuche, mich bewusst und gesund und fair zu ernähren. Ich bin in der glücklichen Lage, mir das leisten zu können, würde aber auch durchaus auf andere Dinge verzichten, um weiterhin Eier aus der Nachbarschaft, Honig vom Imker und Fleisch vom Lieblingsmetzger zu kaufen. Und guten Joghurt und Butter und Käse aus der Sennerei.
Und ich wünschte, es würde einen freundlichen Austausch zwischen Allesessern, Vegetariern, Veganern geben können, auf einer sachlichen Ebene. Und Weltfrieden. Dieses Rumgetrolle bewirkt nämlich nur, dass mir einige Vetreter der selbsternannten Ernährungsreligion einfach unsäglich unsympathisch werden. Und das dient doch der Sache kein bisschen.
Das Huhn sah fein aus, liebe Petra, ich hätte es gerne mit Dir verspeist.

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